Annäherung an Elie Wiesel
“Stellt euch vor, ihr müsst innerhalb kürzester Zeit euer Zuhause für immer verlassen und dürftet genau einen Koffer mitnehmen. Was würdet ihr einpacken? Das Handy? Den Lieblingspulli? Essen?“ Diese Frage stellte Prof. Dr. Reinhold Boschki, von der Universität Tübingen den Schülerinnen und Schülern der Klassenstufe 10 am 11. Januar 2024 zu Beginn der von der Geschichtsfachschaft organisierten Woche des Gedenkens.
Hier geht es darum, im Dreischritt “Erfragen – Erkunden – Erinnern“ der Opfer des Holocausts zu gedenken.
Nur einen Koffer mitnehmen zu können war genau die Situation, in der sich der 16-jährige Elie Wiesel 1944 wiederfand. Zusammen mit seinem Vater, seiner Mutter und seinen drei Schwestern erlebte er die Schrecken des Konzentrationslagers und überlebte durch Arbeit und seine Jugend den Horror der Verfolgung. In vielen Büchern berichtete der in Amerika lebende Nobelpreisgewinner von seinen Erfahrungen. Leider kann Eli Wiesel selbst nicht mehr hier sein, da er 2016 verstarb. Da viele der Zeitzeugen in letzter Zeit verstorben sind, sucht das Gymnasium Rutesheim nach neuen Wegen, den Holocaust im Gespräch für junge Menschen erlebbar zu machen. Professor Boschki stolperte – wie er selbst sagt – in seiner Zeit als Student an der Universität über den Juden Elie Wiesel. Er war so von seinen Büchern über sein Leben gefesselt, dass er ein paar Jahre später dann seinen Koffer packte, um Herrn Wiesel selbst kennenzulernen und flog nach Boston, in die USA. Von diesem Zeitpunkt an traf er den Holocaust-Überlebenden und Nobelpreisträger Wiesel immer wieder in seinem Leben und gilt als Experte für Wiesels Leben.
Professor Boschki studierte katholische Theologie und Erziehungswissenschaften in Tübingen, Münster und Boston und arbeitet seit 2015 als Professor an der Universität Tübingen. Er berichtete nicht nur aus Elie Wiesels Leben und seinen Erfahrungen mit ihm, sondern erarbeitete mit den Schülerinnen und Schülern auch Möglichkeiten des Widerstands gegen den Antisemitismus heute und schloss mit Elie Wiesels Botschaft: „Es ist wahr, wir haben keine Macht gegen den Tod; aber so lange wir einem Mann, einer Frau, einem Kind helfen, eine Stunde länger in Sicherheit und Würde zu leben, bestärken wir das menschliche Recht auf Leben.“
Dr. Stefanie Neidhardt
Fachvorsitzende Geschichte