Demokratiebildung

Das Zitat von Bundespräsident Steinmeier „Man muss sich aufraffen für die Demokratie“ (Steinmeier 2018) verweist auf den Auftrag der Schule, junge Menschen zu selbstverantwortlichem und demokratischem Handeln zu erziehen – besonders angesichts einer Gesellschaft im Umbruch mit Globalisierung, Migration, Integration, Digitalisierung, Individualisierung und Klimawandel.
Dazu sind die Schulen des Landes Baden-Württemberg mit der Landesverfassung Artikel 12 verpflichtet: „Die Jugend ist zu politischer Verantwortlichkeit und zu freiheitlich demokratischer Gesinnung zu erziehen.“

Leitlinien der Demokratiebildung

Für die Demokratiebildung bieten sich die im Demokratieleitfaden des Ministeriums für Kultus, Jugend und Sport des Landes Baden-Württemberg benannten Leitlinien Multiperspektivität, Kontroversität, Lebensweltbezug und Handlungsorientierung an, die verwirklicht eine subjektorientierte Demokratiebildung für die Schülerinnen und Schüler bieten.

Diese Leitlinien beruhen auf dem Beutelsbacher Konsens der politischen Bildung (Überwältigungsverbot, Kontroversitätsgebot, Schülerorientierung). Das dort thematisierte Überwältigungsverbot beinhaltet, den Lernenden die Möglichkeit zu geben, Positionen mit unterschiedlichen sozialen, kulturellen, politischen oder religiösen Auffassungen kennenzulernen.

Aufgabe der Lehrkräfte ist es, sicherzustellen, dass alles was in Gesellschaft, Politik und Wissenschaft kontrovers diskutiert wird, auch im Unterricht so abgebildet wird und unterschiedliche Standpunkte nicht unterdrückt oder Optionen nicht genannt werden (Multiperspektivität). Widerstreitende Meinungen und andere Interessen sollen im Unterricht dem Lernenden die Möglichkeit geben, ein reflektiertes Urteil zu bilden (Kontroversität).

Sollten allerdings Standpunkte geäußert werden, die nicht vereinbar sind mit der freiheitlich-demokratischen Grundordnung, müssen Lehrkräfte klar Position beziehen. Dies bedeutet nicht, Widersprüche zwischen Norm und Realität zu negieren, sondern sie zu thematisieren, um Demokratiebildung ernst zu nehmen. Wichtigste Aufgabe der Lehrperson ist es, die Meinungsvielfalt in der Klasse kenntlich zu machen.

Eine Verknüpfung zwischen den Themen und Inhalten von Demokratiebildung und den unmittelbaren Erfahrungen der Schülerinnen und Schüler stärkt die Motivation der Lerngruppen (Lebensweltbezug). Außerdem unterstützen Lehrkräfte Erkenntnisprozesse, in denen für Schülerinnen und Schüler die Relevanz ihrer Entscheidungen für sie sichtbar wird und sie Optionen entsprechend ihres Interesses und ihrer Werte entwickeln können (Handlungsorientierung).

Die Leitlinien der Demokratiebildung Multiperspektivität, Kontroversität, Lebensweltbezug und Handlungsorientierung sind thematisch grundsätzlich Teil des Unterrichtes am Gymnasium Rutesheims und des Schulgedankens: „Vom Ich zum mündigen Bürger“.

Demokratiekompetenzen

Um positive Bezugspunkte zur Demokratie zu schaffen bieten sich in Anklang mit den Leitgedanken des Gymnasiums Rutesheim die folgenden, aus dem Demokratieleitfaden des Ministeriums entliehenen Bausteine an. Diese greifen die zu Beginn genannten Leitlinien auf und sind in allen Schuljahren und Schritten der Entwicklung in Betracht zu ziehen.

Baustein: Identität und Pluralismus
Die Schülerinnen und Schüler beschäftigen sich mit ihrer eigenen Identität – ich in der neuen Schule – in Auseinandersetzung mit anderen und akzeptieren in der Gemeinschaft „Anderssein“ ihrer Klassenkameraden. Sie werden eine Gemeinschaft.

Baustein: Gleichwertigkeit und Solidarität
Die Schülerinnen und hinterfragen ihr Rollenverständnis. Durch Ich-Stärkung lernen sie Situationen in der Schule und im Alltag unter dem Aspekt der Gleichberechtigung zu bewerten. Sie entwickeln ihre Bereitschaft, andere Menschen in ihren Rechten und Bedürfnissen gleichberechtigt anzuerkennen.

Baustein: Selbstbestimmung und Autorität
Die Schülerinnen und Schüler erkennen Spielräume und Grenzen zwischen Selbstbestimmung und Regeln. Sie bereiten sich auf wichtige Lebensentscheidungen vor, erschließen dafür, welche Bedeutung Grund- und Menschenrechte sowie Verfassungsprinzipien für ein freies und gerechtes Zusammenleben haben.

Baustein: Interessen und Beteiligung
Die Schülerinnen und Schüler simulieren reale Beteiligungsprozesse aus der Sicht von Entscheiderinnen und Entscheidern, sie üben politisches Denken ein und erproben ihre Beteiligungskompetenzen.

Strukturen

Demokratiebildung nimmt einen zentralen Stellenwert am Gymnasium Rutesheim ein und liegt in der gemeinsamen Verantwortung der Abteilungsleitungen Unterrichts- und Schulentwicklung und der funktionsgebundenen Stelle „Demokratiebildung“. Schulrelevante Themen wie die Verankerung von Demokratiebildung im Unterricht werden in der Gesamtlehrerkonferenz und in Fachkonferenzen in regelmäßigen Abständen besprochen und bearbeitet. Die Vertretung der Schülerschaft, die SMV, setzt sich mit Demokratiebildung innerhalb ihrer Gruppe sowie in Arbeitskreisen wie dem Arbeitskreis Schule mit Courage“ oder dem Arbeitskreis „Demokratie“ auseinander und plant regelmäßige Veranstaltungen.

Fächerübergreifende und gesamtschulische ANgebote

1. Geschichte und Gemeinschaftskunde
In den Fächern Geschichte und Gemeinschaftskunde ist die inhaltliche, wertebasierte und handlungsorientierte Auseinandersetzung mit Demokratie zentral im Fachunterricht integriert. Im Fach Religion/Ethik besonders die Auseinandersetzung mit Wertebildung sowie der Akzeptanz und Toleranz von Vielfalt. Darüber hinaus zeigen sich die Lehrkräfte dieser Fachschaften auch verantwortlich für überfachliche Bausteine der Demokratiebildung:      

Geschichte

  • Woche des Erinnerns in Stufe 10: Erfragen (Zeitzeugeninterview), Erforschen (Besuch in Dachau), Erinnern (Arbeit an Bad Arolsen #stolenmemories)
  • Gezielter Rückgriff auf landeskundliche Module
  • Beispiel Curriculum

Gemeinschaftskunde

Religion/Ethik

  • Sozialpraktikum
  • Toleranz und Akzeptanz von Vielfalt durch Synagogen-/ Moscheebesuch

2. Internationale Schülerbegegnung
Kernziele der internationalen Schülerbegegnung in den Stufen 9, 10 und 11 sind die Erfahrung von Gemeinsamkeiten und Unterschieden bei gleichaltrigen Jugendlichen, die Schulung kultureller Kompetenz sowie die Bildung zum mündigen Weltbürger.

  • Stufe 9: Austausch mit England und Italien
  • Stufe 10: Austausch mit Italien, Frankreich, Irland, Tschechien, Polen, Spanien, Niederlande, USA und Indien
  • Stufe 11: Internationale Jugendkonferenzen (Erasmus+) mit Niederlanden, Schweden, Litauen und Frankreich (früheres Projekt: Traces of Otherness, momentan: Engage in Europe)

3. Präventionscurriculum
Das Präventionskonzept gibt allen Schülerinnen und Schülern und ihren Eltern von Stufe 5-11 die Möglichkeit, sich mit für die Demokratiekompetenzen relevanten Themen wie Umgang mit Medien Informationsfindung, fake-news oder Cybbermobbing präventiv auseinanderzusetzen.

Außerdem setzt sich die SMV aktiv für Schule gegen Rassismus, Schule mit Courage ein. Weitere Beispiele dazu:

4. Besondere Veranstaltungen zur Bewusstmachung von Demokratie
Veranstaltungen, die für die gesamte Schule offen sind, stärken die Wahrnehmung von demokratischen Prozessen.

5. Demokratie in der Schulkultur
Demokratiebildung wird in der Schulkultur durch besondere Angebote sichtbar gemacht.

  • Demokratie-AG
  • Demokratie-Pinnwand mit wechselnden Themen
  • Jugend debattiert
  • Teilnahme an zahlreichen Wettbewerben wie Europäischer Wettbewerb
  • Erstes „Hineinschnuppern“ in Politik mit „Lernband“ Klasse 6
  • von Schülerinnen und Schülern betriebenes Newsportal
  • von Schülerinnen und Schülern durchgeführte Arbeitsgemeinschaften (Comic-AGBewegte PauseYoga/Zumba)

Ansprechpartnerin

Dr. Stefanie Neidhardt
neidhardt.stefanie@GymRut.de
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