Gymnasium Rutesheim am Rande des Weltalls
Am Freitag, 25. Juli 2025 fand am Gymnasium Rutesheim ein außergewöhnliches Projekt statt, das uns buchstäblich bis an den Rand des Weltalls führte: Ein Stratosphärenflug mit einem Wetterballon, der in bis zu 36.000 Metern Höhe aufstieg. Ziel des Projekts war es, spannende Experimente in der Stratosphäre durchzuführen, spektakuläre Videoaufnahmen zu sammeln und wissenschaftliche Messdaten wie Temperatur und Luftdruck zu erfassen.
Der Flug wurde in den letzten Monaten im Rahmen der AG „Stratoflight“ akribisch vorbereitet. Die Schülerinnen und Schüler erarbeiteten sich dabei umfassendes theoretisches Wissen rund um den Stratosphärenflug: Wie ist die Atmosphäre aufgebaut? Welchen extremen Bedingungen muss die Sonde standhalten? Wie funktionieren die Messgeräte und wie kann man eigentlich GPS-Daten erheben?
Die gemeinsame Arbeit gipfelte nun im erfolgreichen Start und der Bergung der Sonde.
Schon früh am Freitagmorgen, um 7.45 Uhr, traf sich das Projektteam zur Vorbereitung. Die Stimmung war voller Vorfreude und Tatendrang. Zunächst wurde der große Wetterballon mit knapp 4.000 Litern Helium gefüllt – eine heikle Aufgabe, denn der Ballon musste exakt befüllt sein, um die richtige Aufstiegsgeschwindigkeit zu erreichen. Gleichzeitig wurde der Fallschirm vorbereitet und die Sonde mit ihrer empfindlichen Technik startklar gemacht. In der Sonde waren eine Kamera, ein Datenlogger sowie zwei GPS-Tracker verbaut, die während des Flugs Temperatur und Luftdruck sowie die GPS-Daten aufzeichnen sollten.
Nach letzten Tests und der Aktivierung aller Geräte war es dann gegen 11.00 Uhr endlich soweit: Der Start stand bevor. Mit einem gemeinsamen Countdown mit nahezu der gesamten Schülerschaft des Gymnasiums Rutesheim wurde der Ballon langsam in die Höhe gelassen. Es galt, besonders vorsichtig zu sein – die Verbindungsschnur zwischen Ballon und Sonde durfte auf keinen Fall reißen. Alle blickten gespannt in den Himmel, bis der Ballon schließlich als kleiner Punkt zwischen den Wolken verschwand.
Doch damit war das Abenteuer noch lange nicht vorbei. Kurz nach dem Start traf sich das Bergungsteam, um die Route zur späteren Bergung der Sonde zu besprechen. Auf dem Weg Richtung Westen legten wir eine Pause in Baden-Baden ein – ein kleiner Spaziergang bei herrlichem Sonnenschein, bevor es ernst wurde. Ein Blick auf die GPS-Daten zeigte schließlich: Die Sonde bewegte sich nicht mehr – sie war gelandet und zwar mitten in einem Waldstück bei Niederroedern in Frankreich.
Jetzt begann die eigentliche Herausforderung. Nachdem wir einen vermeintlich passenden Parkplatz gefunden hatten, wurde der erste Versuch der Bergung gestartet. Doch ein breiter Fluss blockierte unseren Weg – unüberwindbar. Also hieß es: umkehren, neu orientieren, einen anderen Zugang zum Wald finden. Vom neuen Parkplatz aus liefen wir schließlich mithilfe von Google Maps in Richtung der gesendeten GPS-Koordinaten.
Was folgte, glich einem Abenteuerfilm: Wir kämpften uns durch schulterhohes Dickicht, der Pfad musste regelrecht freigeschlagen werden. Nach einigen Minuten entdeckten wir plötzlich etwas Rotes zwischen den Baumwipfeln – der Fallschirm! Und tatsächlich: Die Sonde hing gut sichtbar rund 20 Meter über dem Boden in einem Baum.
Jetzt war Improvisation gefragt. Mit einer Teleskopstange, einem drahtigen Kleiderbügel, Panzertape und viel Geschick bauten wir einen Haken, mit dem wir den Fallschirm erreichten und vorsichtig herunterzogen. Zum Glück war die Sonde auf einem tief hängenden Ast abgefedert worden – sie blieb unbeschadet.
Erleichtert und überglücklich nahmen wir sie in Empfang. Noch im Wald begannen wir mit einer ersten Auswertung der Daten- der Blick auf den Höhenmesser lies uns staunen: knapp 39.400 Meter! Die Temperatur fiel auf unglaubliche -44,2 Grad Celsius. Unsere Erwartungen wurden weit übertroffen.
Zum Abschluss machten wir natürlich noch einige Erinnerungsfotos – mitten im französischen Wald mit der geborgenen Sonde in der Hand – und traten müde, aber zufrieden den Heimweg an.
Für alle Beteiligten war es ein unvergessliches Erlebnis voller Spannung, Teamgeist und Entdeckerfreude. Manche Schüler sagten auf der Bergung: „Das ist ja wie im Film!“ Und tatsächlich: Dieser Tag war ein echtes Abenteuer. Nun freuen sich alle darauf, die Messdaten genauer auszuwerten – und natürlich die spektakulären Videos anzuschauen, die unsere Kamera vom Rande des Weltalls aufgenommen hat. Die gewonnenen Daten werden nicht nur im Unterricht ausgewertet, sondern wir planen eine Ausstellung., in der sich alle Schülerinnen und Schüler, Lehrkräfte und Interessierte über die Hintergründe des Projekts, die Technik sowie die Ergebnisse der Messungen informieren können. Auch ein Video mit den Highlights des gesamten Tages wurde erstellt und zeigt äußerst beeindruckende Bilder des Flugs.
Rundum war der Stratosphärenflug ein wissenschaftliches Abenteuer, das in die Schulgeschichte eingeht – und in unsere ganz persönliche Erinnerung und dort noch lange nachwirken wird.Wir danken der Vector-Stiftung, die durch ihre finanzielle Unterstützung dieses besondere Projekt ermöglicht hat!
Linda Schweizer
AG-Leiterin „Stratoflight“